Die letzten fünf Jahre: Von einer großen Liebe und ihrem Scheitern

Valentinstag und Aschermittwoch. Tag der Liebe und – für Karnevalisten – ein Abschied. Irgendwie passte der Premierentermin zu Jason Robert Browns Kammermusical Die letzten fünf Jahre, das am 14. Februar in einer Inszenierung von Franziska Hetzel Premiere in der Kölner Volskbühne am Rudolfplatz feierte. Schließlich handelt das Stück von einer großen Liebe – und dem Abschied von ihr.

Die letzten fünf Jahre: außergewöhnlich erzählt

Jason Robert Brown erzählt in Die letzten fünf Jahre vom Scheitern seiner eigenen Ehe. Gleichzeitig ist die Geschichte der beiden Protagonisten Jamie und Cathy wiederum so „alltäglich“, dass sie jedem auch irgendwie bekannt vorkommen kann. Die junge Schauspielerin und der junge Drehbuchautor treffen sich, verlieben sich Hals über Kopf, ziehen zusammen, teilen Träume und Hoffnungen und heiraten. Doch dann wird ihre Liebe auf die Probe gestellt: Er steigt die Erfolgsleiter nach oben, während sie von Casting zu Casting oder durch die Provinz tourt. Ihre Welten driften auseinander – und mit ihnen auch das Paar. Nach fünf Jahren Beziehung kommt die Trennung.

So alltäglich die Geschichte, so außergewöhnlich ist die Erzählweise des Stücks: Während Cathy – von Jamie verlassen – vor den Scherben ihrer Ehe steht und auf ihre Beziehung zurückblickt, schildert Jamie diese chronologisch vom ersten Kennenlernen bis zum Scheitern. Zeitlich aufeinander treffen die beiden nur ein einziges Mal: bei ihrer Hochzeit.

Die Songs: kraftvoll und gefühlvoll

Das Bühnenbild, vor dem die Geschichte von Cathy und Jamie abläuft, ist schlicht und einfach gehalten (Ausstattung Franziska Hetzel/Stephanie Bischoff): Blickfang ist eine große schwarze Kreidewand auf der ein weißes Herz mit den Initialen C+J prangt. Im Laufe des Stücks malen Nadja Scheiwiller als Cathy und Florian Hinxlage als Jamie (Foto: Musical Sensations) Szene für Szene römische Ziffern rund um das Herz: Mal die XII, mal die I, ganz abhängig davon, an welchem Zeitpunkt der Beziehung sie sich jeweils befinden.  Auf diese Weise gibt Regisseurin Franziska Hetzel den Zuschauern Orientierung und lässt im Laufe des Stücks gleichzeitig ein starkes Bild entstehen: Sind die  Ziffern der so entstandenen Uhr vollständig, ist die gemeinsame Zeit von Cathy und Jamie abgelaufen.

Nicht nur das Bühnenbild, sondern auch die musikalische Begleitung ist – im besten Sinne – reduziert. Die abwechlsungsreichen, mal kraftvollen, mal gefühlvoll-ruhigen Songs von Jason Robert Brown werden von Stefan Wurz (Musikalischer Leiter) am Piano gespielt. Diese zurückgenommene Umsetzung verstärkt den intimen, persönlichen Charakter des Stücks und lenkt den Fokus -ebenso wie das Bühnenbild und die schlicht in schwarz-rot gehaltenen Kostüme – auf die Protagonisten.

Emotionale Achterbahnfahrt

Nadja Scheiwiller und Florian Hinxlage nehmen die Zuschauer ausdruckstart und voller Spielfreude mit auf die emotionale Achterbahnfahrt von Cathy und Jamie. Florian Hinxlage gibt Jamie voller Energie. Er ist begeistert von Cathy – und seiner Karriere. Die große Verliebtheit nimmt man ihm ebenso ab wie die Schuldgefühle und das Bedauern, als Jamie den Schlussstrich unter die Ehe zieht. Nadja Scheiwiller ist eine lebensfrohe und begeisterungsfähige, aber auch verletzliche Cathy. Sie liebt Jamie von Herzen und fühlt sich – enttäuscht von der eigenen Erfolgslosigkeit – doch immer mehr von seiner Welt und seinem Leben ausgeschlossen. Beide Darsteller verstehen es, Verständnis für ihre Rollen zu wecken, Entscheidungen und Entwicklungen nachvollziehbar zu machen. In manchen Momenten, wie bei „Ich steh weinend da“ und „Wäre ich nicht überzeugt von dir“ gelingt das besonders berührend.

Dennoch bleibt oft  eine gewisse Distanz zum Geschehen. Das mag an der hoch gelegenen Bühne, dem für dieses Kammermusical recht großen Theatersaal und den bei der Premiere – leider – vielen freien Plätzen gelegen haben. Nach den zwei Spielterminen in Köln sind weitere Spielorte (weitere Infos) geplant, für die man der Inszenierung eine größere Wahrnehmung und auch Werbung wünscht. Sie hätte es verdient.