Dirty Dancing – Der Film auf der Bühne

„Es war im Sommer 1963“. Mit diesem Satz beginnt einer der erfolgreichsten Kult-Filme aus dem Jahr 1987. 30 Jahre, Millionen Zuschauer und einige Bühnenadaptionen auf der ganzen Welt später, ist Dirty Dancing jetzt auch wieder in Deutschland auf Tour. Die Inszenierung bringt die Liebesgeschichte von Baby und Johnny live auf die Bühne – nicht als Musical, aber mit viel Musik und noch mehr mitreißenden Tanzszenen.

Tanzstunden statt Hufeisenwerfen

Die Geschichte ist bekannt und kurz erzählt: Es ist – natürlich – der Sommer 1963. Die junge Francis „Baby“ Houseman verbringt die Sommerferien mit ihren Eltern und ihrer Schwester im Ferienresort bei Kellerman´s. Zwischen Hufeisenwerfen, Merengue-Kursen und Sackhüpfen in biederer Club-Atmosphäre trifft sie auf den attraktiven Tanzlehrer Johnny. Als dessen Tanzpartnerin Penny in der Klemme steckt und für einen wichtigen Auftritt ausfällt, springt Baby ein – und kommt Johnny näher. Die bekannte Liebesgeschichte beginnt und erzählt gleichzeitig eine Geschichte vom Erwachsenwerden mit all seinen Konflikten.

Dabei sein ist alles: Dirty Dancing live erleben

In Hamburg feierte die Bühnenfassung 2006 Europa-Premiere. In Berlin startete später die erste Tournee einer Neu-Inszenierung. Von der Hamburger Originalproduktion unterscheidet sich auch die aktuelle Tourfassung deutlich – und kann damit punkten. Die Geschichte wirkt gestrafft, das Bühnenbild aufwändiger. Das Haupthaus der Kellerman´s-Ferienanlage ist – wortwörtlich – der Dreh- und Angelpunkt. Je nach Szene wird es so schnell zum Restaurant, Tanzsaal oder Sheldrick-Hotel. Das ermöglicht fließende Szenenwechsel ohne große Umbauten nötig zu machen und schafft eine gewisse Dynamik. Auch für Filmszenen, die nur schwer auf die Bühne übertragen werden können, wurden kreative Lösungen gefunden – wobei das Training im See auf manchen Zuschauer doch eher komisch als romantisch wirken mag.

Geblieben sind die Songs und die Tanzszenen. Schließlich machen sie das Stück aus, geben ihm, wie dem Film auch, den besonderen, unverwechselbaren Charakter – und den Zuschauern das, worauf sie warten: Dirty Dancing live zu sehen, bei der Kultgeschichte dabei zu sein und den Film auf der Bühne zu erleben. Das kann die Inszenierung gut vermitteln. Auch und vor allem wegen der Besetzung, die in jeder Rolle absolut stimmig wirkt.

 

„Ich habe eine Wassermelone getragen“

Anna-Louise Weihrauch kommt nicht nur optisch sehr nah an das Filmvorbild heran. Sie klingt nahezu exakt wie die deutsche Synchronstimme. Viele der von den Zuschauern erwarteten und teils mitgeflüsterten Zitate („Ich habe eine Wassermelone getragen“ 😉) kommen so nahezu originalgetreu über die Bühne. Schauspielerisch und tänzerisch vermittelt sie die Entwicklung vom naiven Mädchen zur selbstbewussten, jungen Frau und Tänzerin glaubhaft und harmoniert perfekt mit Máté Guyenei. Der Darsteller des Johnny gibt den Tanzlehrer machohaft-arrogant und gleichzeitig verletzlich. Tänzerisch überzeugt er auf der ganzen Linie und beeindruckt besonders auch mit Marie-Luisa Kaster als Penny in den anspruchsvollen Choreographien (Fotos: © Jens Hauer).

Einen besonderen Eindruck hinterlassen Benjamin A. Merkel als Neil Kellerman und Natalya Bogdanis als Lisa Houseman. Beide haben ein Gespür für die Komik ihrer Rollen und die meisten Lacher des Abends auf ihrer Seite. Die Hula-Hana-Szene wird durch Natalya Bogdanis, die es versteht, ihre Figur nie ganz der Lächerlichkeit preiszugeben, zu einem der Höhepunkte der Show.

Stimmgewaltiges Finale

Konstantin Zander ist Billy Kostecki, der freundliche und etwas gutgläubige Cousin von Johnny, der immer auch in dessen Schatten steht. Anders als die meisten Darsteller auf der Bühne singt Zander auch und übernimmt einen Großteil der männlichen Gesangsparts. Seine Version von „In the still of the night“ sorgt für Gänsehaut. Und Tertia Botha (Elizabeth) zeigt mit „Yes“ was für eine beeindruckende Stimme in ihr steckt. Wenn beide im Finale „The time of my Life“ singen, hat nicht nur das Stück an sich, sondern auch die gesangliche Darbietung einen Höhepunkt, der in Erinnerung bleibt.

Weitere Infos zur Tour gibt es hier.