Im Gespräch mit Philipp Büttner: „Ich wünsche mir, dass sich die Musical-Vielfalt auf den Bühnen widerspiegelt.“

Von Clyde über Tony bis Aladdin: In den letzten vier Jahren hat Philipp Büttner 15 verschiedene Rollen gespielt. Zudem steht der vielseitige Musical-Darsteller bei vielen Konzerten als Solist auf der Bühne – demnächst auch in Frankfurt bei der „Musical Revolution“. Am 17. November singt Philipp Büttner dann gemeinsam mit anderen bekannten Darstellerinnen und Darstellern Songs aus Stücken, die in Deutschland selten oder auch – noch – gar nicht zu hören sind. Im Gespräch mit Theaterliebe erzählt er von seinen Traumrollen, den Herausforderungen seines Berufs und warum er sich für Deutschland eine Musical-Revolution wünscht.

Du zählst zu den Solisten des Formats Musical Revolution, das Songs neuer Musicals vom Broadway und Westend präsentiert. Glaubst du, dass die deutsche Musicalbranche eine Revolution braucht?

Ich denke, dass Deutschland generell eine sehr große Musical-Landschaft hat. Neben den vielen Großproduktionen in Hamburg, Stuttgart und Berlin gibt es heute fast an allen Stadt-/ Staatstheatern mindestens ein Musical pro Spielzeit, plus die vielen Sommerproduktionen jedes Jahr. Trotzdem fällt es auf, dass die meisten Theater und Produzenten wenig Mut in der Auswahl der Stücke beweisen. Die Stadttheater wechseln sich ab mit West Side Story und Hair und Stage Entertainment bleibt, wenn sie nicht Disney spielen, bei Tanz der Vampire oder Mamma Mia hängen.

Deshalb kann ich klar sagen, ich wünsche mir eine Musical-Revolution. Das heißt, ich wünsche mir, dass die große Vielfalt an Musicals auch auf den Bühnen widergespiegelt wird. Auf der anderen Seite ist das Musical meist rein kommerziell. Das heißt, das Publikum entscheidet am Ende, welche Stücke sich auf dem Markt halten und welche nicht. Und leider werden mutige Entscheidungen in Deutschland oft nicht belohnt. Denn Disney, Tanz der Vampire und West Side Story verkaufen sich sehr gut, während Stücke wie Das Wunder von Bern, Kinky Boots, Fack ju Göhte oder andere neue oder ausgefallene Produktionen oft wenig Zuschauer anziehen. Deshalb kann ich nur an das Publikum appellieren: Ihr habt es am Ende mit in der Hand, welche Stücke bleiben und ob Produzenten auch mutiger werden.

Aktuell spielst du in dem Disney-Musical Aladdin, das ja eher zu den Mainstream-Musicals zählt. Gleichzeitig bist du auch in Stücken wie Goethe! Auf Liebe und Tod oder American Idiot zu sehen gewesen. Suchst und brauchst du diese Abwechslung bewusst?

Ja, ich suche diese Abwechslung gezielt. Vor allem, da ich für Projekte neben einer großen Mainstream-Produktion meist meinen Urlaub nutzen muss. Große Produktionen bedeuten oft finanzielle Sicherheit, großes Bühnenbild, tolle aufwändige Kostüme, aber oft auch weniger künstlerische Flexibilität. Bei kleinen Projekten hat man dafür meist mehr künstlerische Mitbestimmung und mehr Abwechslung. Da ist es einfach Luxus, wenn man die Möglichkeit hat, sich mit solchen Produktionen abzuwechseln bzw. diese parallel zu spielen.

Was muss ein Musical für dich haben, damit du in dem Stück auf der Bühne stehen möchtest?

Damit ich in dem Stück spielen will muss es erst mal eine Rolle haben, die mich interessiert. Und dann muss mich die Musik begeistern. Ich liebe es zu singen – mehr als alles andere.

Welches Musical hast du in letzter Zeit gesehen / gehört, das du gerne in Deutschland auf der Bühne sehen würdest? 

Dear Evan Hansen und Pippin

Dear Evan Hansen, Mean Girls, Come from away oder Waitress sind nur einige der Stücke, aus denen bei der Musical Revolution Songs gesungen werden. Auf welche Stücke, die ihr vorstellen werdet, freust du dich besonders?

Ich freue mich sehr, die Kolleginnen Mean Girls singen zu hören.Und ich freue mich selbst sehr auf meine Lieder aus Dear Evan Hansen

Welchen Song aus diesen Musicals gefallen dir sehr?

Apex Predator aus Mean Girls und You will be found aus Dear Evan Hansen.

Du hast die unterschiedlichsten Charaktere gespielt, u.a. in Jesus Christ Superstar, Bonnie & Clyde, Das Wunder von Bern, American Idiot, West Side Story. Gab es eine Rolle, die eine besondere Herausforderung für dich war? Welche und warum?

Jede Rolle bringt unterschiedliche Herausforderungen mit sich. Ich musste beim Wunder von Bern Gitarre spielen. Bei West Side Story war die Herausforderung, dass ich nicht viel proben konnte, da ich parallel Aladdin gespielt habe. Das heißt, ich habe die Rolle zu Hause sehr gut vorbereitet und bin dann mit minimalen Proben direkt auf die Bühne. Bei Aladdin ist die Herausforderung, dass man das ganze Stück auf der Bühne ist und ohne Pause tanzt, singt, spielt – und das mit einer sehr hohen Energie, acht Mal die Woche. Vor allem die Doppelshows sind heftig.

Du warst schon als Kind ein großer Aladdin-Fan. Der Traum, diese Figur auf der Bühne zu spielen, hat sich ja erfüllt. Von welcher Rolle träumst du zurzeit?

Ich habe das Glück, dass ich schon viele meiner Traumrollen verkörpern durfte. Clyde, Tony aus West Side Story, Aladdin. Aktuell würde ich gerne mal Pippin, Galileo aus We will rock you, Tarzan, Judas, Jesus oder Gabe aus Next to normal spielen.Die Liste könnte noch lange weiter gehen.

Gibt es Erfahrungen in deiner bisherigen Laufbahn als Musicaldarsteller, die dich besonders geprägt haben?

Clyde in Bonny und Clyde in Bielefeld war meine erste Rolle nach dem Studium und gleich eine große Hauptrolle. Den ganzen Abend auf den eigenen Schultern zu tragen, war eine große Herausforderung, die mich auf die vielen großen Rollen danach vorbereitet hat.

Was ist für dich das Faszinierendste an deinem Beruf? Was sind besondere Herausforderungen?

Die besonderen Herausforderungen als Musicaldarsteller sind der ständige Wechsel des Arbeitsplatzes und des Wohnortes. Und das viele Reisen, das damit verbunden ist. Bei einem Acht-Shows-pro-Woche-Vertrag ist darüber hinaus die größte Herausforderung in diesem hohen Pensum immer super Leistung zu bringen und das Stück und die Rolle frisch zu halten. Das Faszinierende an meinem Beruf finde ich die Abwechslung, die man in den verschiedenen Stücken und Rollen findet. Seit dem Ende meines Studiums habe ich 15 verschiedene Rollen gespielt – innerhalb von vier Jahren. Vor allem die unterschiedlichen Musik-Stile, derer sich die Stücke bedienen, begeistern mich. An einem Abend darf ich Maria aus West Side Story singen, am nächsten Abend Green Day Songs in American Idiot rocken, um danach wieder auf dem fliegenden Teppich A whole new world zu singen. Jeder dieser Songs verlangt einen anderen Klang, eine andere Art, wie sie gesungen werden sollen. Und ich liebe es, dies herauszufinden und zu proben.

Warum sollte man die Musical Revolution im November nicht verpassen?

Geile Songs aus Stücken, die noch nie nach Deutschland gefunden haben, gesungen von super Darstellern, die ihr aus euren Lieblingsstücken kennt. Und wenn ihr es verpasst, gibt es keine andere Veranstaltung, wo ihr diese Songs hören werdet.

 

Die Musical Revolution startet am 17. November in Frankfurt.Weitere Infos findet ihr hier.