Neustart mit Jesus Christ Superstar

Das Theater am Marientor (TaM) erfindet sich neu – und geht zurück zum Ursprung: In Zukunft soll es wieder Eigenproduktionen und „Entertainment im EnSuite-Betrieb“ am Duisburger Musicaltheater geben, verspricht Wolfgang DeMarco, Direktor des TaM. Für die erste Eigenproduktion fiel die Wahl auf Andrew Lloyd Webbers „Jesus Christ Superstar“. Passend zur Osterzeit. Passend auch für ein Theater, das selbst wieder „auferstehen“ und an frühere Zeiten anknüpfen möchte. Der erste Schritt in diese Richtung scheint gemacht: Die Inszenierung des „Rockmusicals in Concert“ erweist sich als vielversprechender Start.

Lichtdesign setzt Akzente

Eine große Leinwand im Hintergrund, ein paar weiße Holzkisten und eine schräg gestellte, begehbare Scheibe: Die Bühnenausstattung ist – einer semi-konzertanten Aufführung entsprechend – schlicht gehalten. Es ist vorallem das Lichtdesign von Michael Grundner, das Atmosphäre kreiert, Akzente setzt, Stimmungen untermalt und einen wirkungsvollen Rahmen für die Erzählung der letzten Tage im Leben Jesu Christi schafft. Auch auf aufwändige Kostüme wird verzichtet. Die Darstellerinnen und Darsteller agieren im heutigen Alltagslook, tragen Jeans, Shirts, Sneakers und Hoodies. Diese zurückgenommene Umsetzung lässt der Musik ausreichend Raum, rückt Webbers frühe Partitur bewusst in den Fokus, die von zwölf Musikerinnen und Musikern der Kölner Symphoniker unter der Leitung von Inga Hilsberg druckvoll und begeisternd dargeboten wird.

Nicht neu, aber wirkungsvoll

Die Inszenierung von Katja Thost-Hauser erfindet das Rad nicht neu, überzeugt aber mit kleinen Akzenten, die große Wirkung entfalten. Das zeigt sich bei der Festnahme Jesu, wenn Kapuzenpullover ausreichen, um zu zeigen, dass sich seine Gefolgsleute im entscheidenden Moment von ihm abwenden. Oder wenn mit Licht und Ton simulierte Peitschenhiebe bedrohlich nahe gehen ohne das wirklich etwas „passiert“.  Besonders eindringlich gelingt auch die Szene, in der Jesus von Armen und Kranken bedrängt wird, heilen will und vom Leid der Welt erdrückt zu werden scheint (Fotos: Frank Altmann/Sebastian Drüen).

„Gethsemane“ Höhepunkt des Abends

Patrick Stanke gibt Jesus als nahbaren, auch mal zweifelnden und verzweifelten Mann. Sein Spiel  ist intensiv und ausdrucksstark, sein Gesang überzeugt in den rockigen, kraftvollen Passagen ebenso wie in den leisen Tönen. Die packende, berührende Interpretation von „Gethsemane“ ist der Höhepunkt des Abends. Ihm zur Seite steht Dionne Wudu als selbstbewusste Maria Magdalena. Mit soulig-warmer Stimme verleiht sie ihren Songs eine ganz eigene, sehr hörenswerte Note. Darstellerisch stark ist Andrea Matthias Pagani als Judas, Benedikt Ivo sticht mit einer charismatischen, mitreißenden Darstellung des Simon hervor und Ralph Morgensterns schillernde Interpretation des Herodes sorgt für die Lacher des Abends. Die Gegenspieler Jesu, die in schwarze Anzüge gekleideten Priester, bleiben hingegen blass und wenig bedrohlich. Auch der Gesang des spielfreudigen Ensembles schien in der besuchten Vorstellung stellenweise recht leise.

Weltpremiere Wallace

Trüben konnte das den Zuspruch des Publikums nicht: Es feierte mit der Inszenierung einen gelungenen Start in die neue Zukunft des TaM, das bereits im November mit einer weiteren Eigenproduktion aufwarten wird: Am 14. November hat mit „Wallace“ die Geschichte des schottischen Freiheitskämpfers William Wallace ihre Musical-Weltpremiere auf der Duisburger Bühne.

Jesus Christ Superstar ist noch bis zum 22. April im Theater am Marientor zu sehen. Infos gibt es hier.