Neustart mit Neuinszenierung

Musicaldarsteller Jan Rogler spielt in der Hamburger Wicked-Produktion

Die sechswöchige Probenzeit ist um. Cast und Crew von Wicked sind bereit für die Premiere. Doch wann sich der Vorhang für die Neuinszenierung der Stage Entertainment GmbH im Theater Neue Flora in Hamburg heben wird, ist noch ungewiss und von den Lockerungen für die Theaterlandschaft abhängig. Ende August ist aktuell geplant. Vielleicht wird es aber auch September. „Wir wissen leider noch gar nichts“, sagt auch Musicaldarsteller Jan Rogler. Wenn die Premiere stattfinden kann, wird er in der Rolle des Moq auf der Bühne stehen – bis zu acht Mal pro Woche. Und bis dahin? „Bis dahin versuche ich einfach, optimistisch zu bleiben“, so der Wahl-Hamburger.

Emotionale Rückkehr auf die Bühne

Optimistisch bleiben. Die Hoffnung nicht verlieren. In Zeiten von Corona mussten das insbesondere die Kulturschaffenden lernen. Sie gehörten zu den ersten, die nicht mehr arbeiten durften – und sind die letzten die ihrem Beruf wieder nachgehen werden. Die Rückkehr auf die (Proben-)Bühne war darum nicht nur für Jan Rogler „total emotional“: „Beim ersten Durchlauf der Show hatten alle Tränen in den Augen“, erzählt er. Gleichzeitig war der Start nach der Zwangspause für den gebürtigen Wunsiedeler auch schwer: „Ich hatte sehr viele Corona-Pfunde angesammelt“, sagt er und muss doch etwas schmunzeln. „In den ersten Wochen der Choreoprobe hatte ich das Gefühl, ich kann nichts mehr. Ich habe mindestens zwei Wochen gebraucht, um wieder in die Spur zu kommen.“

Jan Rogler als Roger in „Grease“. Foto: Festspiele Luisenburg

Drei Jahre durchgearbeitet

Da ist Jan Rogler nach den intensiven Proben angekommen – auch wenn er sich jetzt erneut in einer Warteposition befindet. Die Energie bis zur Premiere hochzuhalten, fällt jedoch relativ leicht: „Ich glaube, das geht. Da ich schon viel an Stadttheatern spielen durfte, bin ich daran gewöhnt. Da ist es normal, dass zwischen Premiere und Spieltermin auch mal ein ganzer Monat liegen kann“, erzählt der 29-Jährige, der seine Ausbildung 2017 an der Folkwang Universität der Künste in Essen abschloss. „Von da an habe ich eigentlich fast drei Jahre ohne Pause durchgearbeitet – vor Corona“, blickt Jan Rogler zurück. Er stand als Henry in „Fast normal“ in den Kammerspielen Hamburg auf der Bühne, war Baby John in der „West Side Story“ beim Domplatz Open Air in Magdeburg und an der Oper Dortmund, spielte Maik Klingenberg in „Tschick“ am Theater Hof und die Hauptrolle in „Pünktchen und Anton“ an der Oper Graz oder kehrte als Roger in „Grease“ und mit „Madagascar“ zu den Luisenburg-Festspielen in Wunsiedel zurück, wo für ihn alles begann.

Auch mit „Madagascar“ kehrte Jan Rogler zu seinen künstlerischen Wurzeln auf die Luisenburg zurück. Foto: Festspiele Luisenburg

Künstlerische Wurzeln in Wunsiedel

„Als Kind bin ich jedes Mal dorthin und habe mir ein Stück angesehen. Das hat mich sehr fasziniert“, erzählt er. „Später hat mich meine Mutter gezwungen, bei einer Audition mitzumachen. Zum Glück. Danke Mama.“ Jan Rogler lacht. Denn der Job als Statist bei der Rocky Horror Show war nicht nur der erste Schritt zu seinem heutigen Beruf, sondern auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu sich selbst. „Als junger schwuler katholischer Mann in einem kleinen Dorf aufzuwachsen, war nicht leicht“, sagt er ganz offen. „Die Menschen, die ich bei dieser Produktion traf, haben mir sehr geholfen, mich zu akzeptieren.“ Und dann war da noch die erste öffentliche Probe der Show. Als nach dem Time Warp der Applaus aufkam, war für Jan Rogler klar: Das möchte ich machen, „Das hat was in mir ausgelöst. Dieses Gefühl ist echt eine kleine Droge.“

Modern und immer noch fantastisch

Mit seiner Rolle des unbeholfenen, etwas übereifrigen Moq in „Wicked“ startet Jan Rogler nach den Lockdown-Zeiten beruflich wieder durch und beginnt gleich ein neues Kapitel: „Ich bin zum ersten Mal Erstbesetzung in einer Long-Run-Produktion – und dann direkt in Wicked, in einer Neuinszenierung. Das ist schon großartig.“ Das Original hat er am Broadway gesehen, die neue Hamburger Produktion stellt für ihn ganz viele neue Aspekte in den Fokus, ist moderner, auch etwas politischer. „Aber genauso fantastisch“, betont Jan Rogler. „Es ist anders als alles, was ich bisher gemacht habe. Die Produktion die dahintersteckt. Die riesige Bühne.“ In dem Moment, als er zum ersten Mal auf die Bühnenbretter der Neuen Flora trat, hatte er nur einen Gedanken: wie schön! „Ich habe in den Zuschauerraum geblickt und mir wurde bewusst, dass ich hier vor mehr als 2.000 Menschen spielen werde – wenn wir wieder komplett öffnen dürfen.“