Vom Kindheitstraum zur Traumrolle

Pamina Lenn spielt „Nessarose“ in der Hamburger Wicked-Inszenierung

Der „Zauberer von Oz“ war das erste Musical, das Pamina Lenn auf einer großen Bühne gesehen hat. Als kleines Mädchen. In Sydney. Zusammen mit ihrer Oma, die ihr und ihrer Schwester für diesen Anlass Glitzerschuhe geschenkt hatte. „Damit wir aussehen, wie Dorothy“, erklärt die Halb-Australierin und lächelt beim Gedanken an diesen Musicalbesuch. „Ich war sofort verliebt in die Show.“ Heute ist die 26-Jährige ausgebildete Musicaldarstellerin und steht selbst auf den großen Bühnen – zum Beispiel in der Neuen Flora Hamburg. Ab September wird Pamina Lenn dort als Nessarose in Wicked zu sehen sein.

Erfolgsmusical prägt Berufswunsch

Von der Kindheitserinnerung zum Wicked-Engagement: „Für mich persönlich ist das etwas ganz Besonderes“, erzählt Pamina Lenn mit strahlenden Augen. „Mit meiner Rolle in Wicked schließt sich ein Kreis.“ Denn auch das Erfolgsmusical von Stephen Schwartz hat die Darstellerin schon früh beeinflusst: „Ich habe das Stück als 13-Jährige zum ersten Mal gesehen. Dass Wicked zwei starke Frauen zu den zentralen Figuren macht, war für mich als junges Mädchen wichtig. Es ist eines der Musicals, das meinen Berufswunsch geprägt hat.“

Eine Rolle, die Pamina Lenn spielen wollte, seitdem sie Das Musical zum ersten Mal sah: Sarah in Tanz der Vampire. Foto: privat

Von Tanz der Vampire bis Big Fish

Ein weiteres Musical war „Tanz der Vampire.“ Als Pamina Lenn bei ihrem ersten Besuch des Stücks mit ihrer Mutter im Publikum saß, sagte sie direkt: „Die Frau im roten Kleid: Die will ich auch mal sein.“ Ein Wunsch, den Pamina Lenn sich erfüllt hat. Nach erfolgreichen Kursen am National Institute of Dramatic Arts (NIDA) in Sydney und an der Hamburger Joop van den Ende Akademie schloss sie ihr Studium zur Musicaldarstellerin 2016 in Wien mit Auszeichnung ab. Und sie spielte in Tanz der Vampire: Von 2017 bis 2019 war sie mit dem Kult-Musical auf Tour und stand auch als Sarah auf der Bühne. Es folgten die „Rocky Horror Show“ und „Shakespeare in Love“ bei den Clingenburgfestspielen, die Hexe in „Big Fish“, eine Tour mit Martin Doepkes „Die Schöne und das Biest“ und der Workshop zu „Ku´Damm 56 – Das Musical“, in dem sie die Rolle der Helga erarbeitete und interpretierte.

Kreativer Erfindergeist trifft Corona-Pandemie

Ihrem Engagement bei Jekyll & Hyde von Broadway Entertainment machte die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung. Stattdessen stand das Ensemble kurzentschlossen einen Abend mit der Gala „Musical Moments“ auf der Bühne. Doch trotz Lockdown, geschlossenen Theatern und verschobenen oder abgesagten Engagements versuchte Pamina Lenn, das Beste aus der Situation zu machen: „Ich hatte so viel künstlerische Energie – die musste einfach raus“, sagt sie rückblickend.

Pamina Lenn ist Teil des Trios „Two and a half Lenns“. Foto: Bernd Goettmann

Sie nahm Cover-Songs auf, startete ihren eigenen TikTok-Kanal, gab mit dem Trio „Two and a half Lenns“ im Sommer 2020 Konzerte in der Kulturhalle Stockheim, die von Beginn der Pandemie an Live-Events streamte. Beim bundesweiten Vorlesetag las sie Dracula – mitten in der Nacht. Und sie sprang als Moderatorin der H-S-K-Show ein, die regelmäßig Kunst und Kultur zu den Menschen brachte – trotz Corona. „Dieser Erfindergeist, der im vergangenen Jahr bei vielen Kreativen durchgekommen ist, den finde ich absolut bewundernswert“, betont Pamina Lenn. „Das hat einfach gezeigt, dass wir nicht so leicht unterzukriegen sind, auch wenn es uns noch so schwer gemacht wird.“ Doch nicht auf der Bühne stehen und vor Publikum spielen und singen zu können – das fiel ihr schwer: „Theater ist für mich ja auch ein Lebensinhalt.“

Eindrücke aus der letzten Probenphase auf der Probebühne: Pamina Lenn als Nessarose. Foto: Martina Lechner

Schauspielerische Herausforderung

Mit ihrem Engagement bei der Neu-Inszenierung von Wicked startet Pamina Lenn nach der Corona-Zwangspause gleich richtig durch. In einem Stück, das sie seit ihrer Kindheit begleitet. In einer Rolle, die sie fasziniert. „Nessarose macht eine ebenso große Wandlung durch, wie die beiden Leading-Ladies – nur in viel kürzerer Zeit“, erklärt die sympathische Darstellerin. Für die Entwicklung von dem jungen, unsicheren und behüteten Mädchen im Rollstuhl, das zum ersten Mal verliebt ist, zur verbitterten, fanatischen Frau mit gebrochenem Herzen bleiben nur wenige Szenen. „Das ist schauspielerisch eine wahnsinnige Herausforderung“, sagt Pamina Lenn, die dankbar für die Möglichkeit ist, die Rolle der Nessarose in der neuen Inszenierung kreieren zu können.

Liebeserklärung an das Original

Das Original hat sie drei Mal gesehen – und geliebt. „Aber alle, die hier arbeiten, lieben das Original“, sagt sie ernst. Es gehe mit der neuen Produktion nicht darum, etwas besser zu machen – sondern anders. So wie es an Stadttheatern bereits üblich ist. „Im Stadttheater ist ja quasi jede Inszenierung eine Neuinszenierung. Und viele sind wundervoll“, so Pamina Lenn. „Für mich ist die neue Inszenierung von Wicked einfach eine Liebeserklärung an das Original.“