Von Wuppertal in den Wilden Westen: „Crazy for you“ im TiC-Theater

Showgirls und Cowboys. New York und Nevada. (Bank)Geschäfte und große Gefühle. Das Musical „Crazy for you“ mit Musik von George Gershwin spielt mit Gegensätzen und Klischees. Seit Mitte Oktober ist die Neubearbeitung von „Girl Crazy“  im TiC-Theater zu erleben – in einer sehenswerten Inszenierung,  mit der die kleine Bühne das Publikum auf eine unterhaltsam-turbulente Reise in den Wilden Westen mitnimmt.

Von New York nach Nevada

Ihren Anfang nimmt die Geschichte allerdings im Osten des Landes, in New York. Dort hängt Bankierssohn Bobby Child seinen Träumen nach. Er will tanzen. Am liebsten auf der Bühne von Star-Produzent Bela Zangler am Broadway. Seiner Verlobten Irene hingegen schwebt eine lukrative Karriere im Familienbetrieb für ihn vor. Und auch seine dominante Mutter ist mit den Flausen ihres Sprößlings so gar nicht einverstanden. Sie schickt ihn in die Wüste. Oder genauer: ins verschlafene Nevada-Kaff Deadrock. Dort soll er beim Pächter des ehemaligen Theaters und heutigen Postamts Hypotheken eintreiben – sonst droht Taschengeldentzug.

Im Nirgendwo angekommen, verliebt sich Bobby sogleich in Polly Baker, die hübsche und resolute Tochter des Theaterchefs. Kurzerhand entscheidet Bobby, das Theater nicht zu schließen sondern zu retten: mit einer Show, die Touristen in die Wüste lockt und Geld in die leeren Kassen spült. Da Polly aber von einem Geldeintreiber nichts wissen will, gibt er sich als Showproduzent Bela Zangler aus.  Das bringt Verwechslungen und Aufregungen mit sich, die ihren Höhepunkt finden, als Mutter Child, Irene und der wahre Bela Zangler in Deadrock auftauchen…

Temporeiche Inszenierung mit Witz

Regisseur Patrick Stanke versteht es, die vielen Handlungsstränge, Turbulenzen und schrägen Figuren der Geschichte in einer temporeichen Inszenierung zusammenzuführen, die witzig und auch mal schrill, aber nie flach ist. Das liegt auch an der hochtalentierten Cast, die sich mit Begeisterung in jede einzelne Rolle wirft und diese – und sei sie noch so skurril – glaubhaft und natürlich auf die Bühne bringt. Allen voran Jennifer Pahlke als toughe, liebenswerte Polly und Florian Siegmund in der Rolle des „Traumtänzers“ Bobby Child (Foto: Martin Mazur). Doch auch die übrigen Darsteller spielen, tanzen und singen mit mitreißender Spielfreude. Christian Michalak gelingt es dabei, das Publikum in jeder seiner drei Rollen für sich zu gewinnen und Hans-Willi Lukas hat insbesondere als resolute Mutter Child mit roséfarbener Fönwelle die Lacher auf seiner Seite.

Charmante Choreographie

Eine Hauptrolle in Crazy for you spielen auch die Tanzszenen. Diese kommen in der Wuppertaler Inszenierung ohne Steptanz aus und  in der ideenreichen Choreographie von Paul Kribbe schwungvoll und mit viel Charme auf die kleine Bühne, deren Rahmen aus Glühlampen gleich für die richtige Showatmosphäre sorgt. Darüber hinaus ermöglicht das Bühnenbild (Jan Bauerdick, Benedikt Fiebig) mit seinen dreh- und schiebbaren Elementen fließende Szenenwechsel und einen wirkungsvollen Wild West Look. Den unterstützen auch die detailreichen Kostüme von Karin Alberti, die mal die Lässigkeit der Wüstenbewohner, mal den New Yorker Chic widerspiegeln.

Das Premierenpublikum jedenfalls zeigt sich mit einem langen Schlussapplaus von der Inszenierung überzeugt und geht – nach Gershwins Songs wie „I got Rhythm“, „Someone to watch over me“ oder „Shall we Dance?“ – beschwingt und mit mindestens einem Ohrwurm nach Hause.

Weitere Infos und Vorstellungstermine gibt es hier.