When Musical meets History: Reise durch die Zeit

Vom frühen Mittelalter bis zur Wiener Klassik, von der französischen Revolution bis zum Habsburgerreich: „When Musical meets History“ nahm das Publikum im Essener Colosseum Theater am 10. Februar mit auf eine Reise durch die Zeit, durch historische Musicalstoffe und große Melodien. Topdarstellerinnen und -darsteller der Musicalszene präsentierten gemeinsam mit Chor und Band ein Ausnahmekonzert, das beeindruckte und verzauberte.

Erfolgreiches Konzept

Drei Akte, acht Musicals, zwölf Top-Solisten, zehn junge Musicaldarstellerinnen und -darsteller im Chor, neun Musiker und insgesamt 58 Songs – alleine diese Zahlen haben für einen Konzertabend, wenn auch nicht „historische“, dann aber doch enorme Ausmaße. Diese stemmt der Veranstalter Sound of Music Concerts bereits beim Mitternachtsball erfolgreich, der Halloween 2019 erneut stattfinden wird. Und auch in der „geschichtsträchtigen“, etwas kürzeren Variante geht das Konzept auf: Die Zuschauer jedenfalls waren vollauf begeistert und feierten Darsteller, Ensemble und Band nach viereinhalb Stunden und der Zugabe „Schloss der Zukunft“ mit Standing Ovations.

Vom Medicus bis Marie Antoinette

Den Anfang der „Reise durch die Zeit“ hatte der gleichnamige Titel aus dem Musical „Anastasia“ – gesungen von Lisa Habermann und Annemarijn Maandag (Fotos: Stephan Drewianka) – eingeläutet. Was folgte, war ein Querschnitt aus getragenen Balladen, romantischen Duetten und eindrucksvollen Ensembelnummern. Ob der Medicus, Mozart! oder Marie Antoinette im ersten Akt, Der Glöckner von Notre Dame, Die Päpstin oder Les Misérables nach der ersten Pause oder Ludwig2 und Elisabeth im letzten Drittel: Die Ausschnitte der Stücke wurden oftmals von den Darstellerinnen und Darstellern der Originalproduktionen interpretiert. So konnte das Publikum die bekannten und beliebten Stimmen der Musicalwelt in vielen ihrer großen Rollen erleben.

Gänsehautmomente

Mark Seibert, der auch als „Reiseleiter“ durch das Programm führte, sang als Fürsterzbischof Colloredo (Mozart!) noch einmal „Wie kann es möglich sein“ und kehrte als „Tod“ aus Elisabeth zurück auf die Essener Bühne. Roberta Valentini sorgte mit ihrer Interpretation von „Ich gehör nur mir“ für einen der vielen Gänsehaut-Momente des Abends, Jan Ammann entführte die Zuhörer als König Ludwig in die (Traum-)Welt des tragischen Bayernkönigs und David Jakobs sang nicht nur, sondern spielte sich auch in die Rolle des Quasimodo aus der Glöckner von Notre Dame zurück.

Standing Ovations

Spontane Standing Ovations bekam Sabrina Weckerlin für ihr gefühlvolles und zugleich kraftvoll gesungenes Solo „Das bin ich“ aus „Die Päpstin“ und auch nach Patrick Stankes intensiver Interpretation von „Bring ihn heim“ aus Les Misérables hielt es die Zuschauer nicht mehr auf ihren Plätzen. Zurück in ihre Rollen der Tecklenburger Inszenierung des Schönberg/Boublil-Musicals kehrten auch Kevin Tarte  und Florian Peters. Vielseitig und stimmstark zeigten sich zudem Lisa Habermann, Annemarijn Maandag, Monika Staszak und Michaela Schober, die enorme Wandlungsfähigkeit bewies. Mit warmer Stimme und voller Gefühl sang sie „Gold von den Sternen“ aus Mozart sowie „Boten der Nacht“ (Die Päpstin) und stellte als Mme Thenadier bei „Morgen schon“ ihr komisches Talent unter Beweis. Abseits von ihren „Paraderollen“ begeisterten zudem Patrick Stanke als rockiger Lucheni mit „Milch“ und David Jakobs als verletzlicher Kronprinz Rudolf im Elisabeth-Block des Abends.

Beliebte Melodien neu entdeckt

Ohne Kostüme und mit nur wenigen, zum Großteil dem Chor vorbehaltenen Choreoraphien, stand bei dem Gala-Konzert die Musik ganz im Mittelpunkt, die von der Band den Abend hindurch in bester Qualität zum Klingen gebracht wurde. Dabei gaben die Arrangements des Musikalischen Leiters Mario Stork den bekannten Melodien Raum, um neu zu glänzen und (wieder-)entdeckt zu werden.

Konzertformat mit Zukunft

Eine Entdeckung des Abends waren auch die jungen Musicaldarstellerinnen und -darsteller des eigens für das Konzert gecasteten Chores: Sophie Alter, Anneke Brunekreeft, Niklas Brunner, Lina Gerlitz, Laura Saleh, Lisa-Maria Sonderegger, Julian Schier, Thomas Wagenhammer, Moritz Weber-Jänichen und Lukas Weinberger verliehen Szenen wie „Wie wird man seinen Schatten los“ (Mozart!), „Hört ihr wie das Volk erklingt“ (Les Misérables) oder „Milch“ (Elisabeth) nicht nur gesanglich sondern auch darstellerisch zusätzlich Gewicht und eine besondere Intensität. Hier waren sicherlich einige Musicalstars von morgen zu sehen und zu hören.

Die musikalische Reise in die Vergangenheit jedenfalls hat hat Potenzial für die Zukunft: Die vielversprechende Premiere und die noch zahlreich vorhandenen Musicalstoffe mit historischem Hintergrund lassen auf eine Wiederholung des Konzertformats hoffen.