Musical-Darsteller Maik Eckhardt über die neue Musical-Gala „Broadway meets Gießen“
Spezielle Zeiten erfordern spezielle Maßnahmen. Viel Optimismus. Und auch Mut. Maik Eckhardt hat beides. Gemeinsam mit der Tänzerin und Choreographin Felicitas Dischert plant der Musical-Darsteller eine Musical-Gala. Die erste Veranstaltung des jungen Kreativ-Teams. Und die erste Musical-Gala für Gießen. Trotz Corona. Trotz geschlossener Theater. Und trotz vieler Unsicherheiten. Am 6. und 7. Februar 2021 soll „Broadway meets Gießen“ im Kulturzentrum Prototyp über die Bühne gehen. Wie er den ersten Lockdown erlebt hat, wie die Gala-Planungen laufen und welche Herausforderungen bis zur Premiere noch zu meistern sind – darüber hat Maik Eckhardt mit Theaterliebe gesprochen.
Wie sah dein Arbeitsalltag bis Mitte März 2020 aus?
Ich hatte einen ganz normalen Theateralltag mit Proben und Shows. Anfang März bin ich bei der 70er-Jahre-Revue „Disco Fever und Plateaus“ noch für einen Kollegen eingesprungen. Spielen durften wir aber nur die Premiere. Dann kam der erste Lockdown. Ansonsten habe ich viele Projekte vorbereitet – die dann auch verschoben werden mussten. Und ich war auch diesen Sommer bei den Festspielen vom Landestheater Dinkelsbühl Franken-Schwaben dabei. Aber aufgrund der Pandemie wurden die ganzen Probenpläne zu der Zeit auf Eis gelegt. Wir konnten erst einmal gar nichts machen. Zum Glück für mich war ich beim Theater fest angestellt und habe daher Kurzarbeitergeld bekommen.
Wie hast du diesen Lockdown dann erlebt?
Ich habe erst gar nicht so richtig realisiert, was da überhaupt passiert. Was das für die Welt, die Wirtschaft und zig Berufszweige bedeutet. Dann musste ich erstmal schlucken. Mein ganzes Musicaljahr war ja durchgeplant, das nächste Jahr zum großen Teil auch schon. Und dann kam die große Frage: Wie geht es weiter? Und wann? Da bin ich schon in ein kleines Loch gefallen. Ich musste diese Pille erst einmal schlucken, dass man nichts machen kann und nichts machen darf.
Später habe ich angefangen, diese Zwangspause auch etwas zu genießen: einfach mal zu Hause sein und nicht ständig unterwegs. Zeit für das Leben neben der Bühne und dem Theaterbereich zu haben, das oft ja zu kurz kommt. Doch so nach vier Wochen war dann auch der Punkt erreicht, an dem ich gesagt habe: Jetzt könnte es auch wieder weitergehen.
Du bist dann schnell aktiv geworden. Hast via Facetime Musical-Dance-Kurse angeboten. Und du hast damit begonnen, die Musical-Gala „Broadway meets Gießen“ zu planen…
Ich bin jemand, der gerne das Ruder in der Hand hat. Und ich wollte schon immer etwas Eigenes machen. Einen festen Zeitpunkt hatte ich mir aber nie gesetzt und ohne die Pandemie hätte ich die Zeit dafür wohl nicht gehabt. Für mich war der erste Lockdown aber auch ein Anstoß, zu überlegen, wo es mit mir in diesem Beruf hingehen soll. Und vieles hat dafür gesprochen, sich etwas Eigenes aufzubauen.
Natürlich gab es zu Beginn einige offene Fragen. Was ist möglich und machbar? Ich habe viel mit Kollegen gesprochen und dann gedacht: Wenigstens eine Gala müsste doch drin sein. So ist das Ganze entstanden. Dann habe ich meine Kollegin Felicitas Dischert gefragt, ob sie bei der Planung dabei ist. Zum Glück hat sie sofort „Ja“ gesagt. Und gemeinsam haben wir das Konzept und einen roten Faden für die Gala entwickelt.
Welches Feedback habt ihr auf die Ankündigung bekommen, in dieser Zeit eine Musical-Gala zu planen?
Von den Menschen, die schon von Broadway meets Gießen gehört haben und uns zum Beispiel auf Facebook und Instagram folgen, bekommen wir ein sehr positives Feedback. Auch viele Kollegen haben mich angeschrieben und mir gesagt, wie toll sie es finden, dass wir den Mut dazu haben. Wir stemmen das Ganze aktuell ja ganz alleine – auch finanziell.
Und die Resonanz auf die Ausschreibung zur Audition war gut. Es haben sich über 60 Bewerberinnen und Bewerber aus Deutschland und auch noch einige aus Österreich, Belgien und den Niederlanden beworben. 15 von ihnen haben wir dann zum Casting eingeladen. Fünf ausgewählt. Zusammen mit mir stehen wir dann zu sechst auf der Bühne.
Nach welchen Kriterien habt ihr die Cast zusammengestellt?
Uns ist es wichtig, mit jungen Darstellerinnen und Darstellern zu arbeiten, die Neues wagen möchten und nicht „eingefahren“ sind. Die offen dafür sind, Stücke einfach mal anders zu interpretieren, als man es gewohnt ist. Und das haben wir bei den Castings schon erleben dürfen – und ich bin gespannt, wie sich das bis zur Gala im Februar entwickelt.
In der Ankündigung steht, dass eure Gala „modern und neu“ werden soll. Wie wird sich das auf der Bühne widerspiegeln?
Es wird auf jeden Fall nicht nur die Standardsachen geben. Natürlich werden wir Stücke aus beliebten Musicals im Programm haben. Aber eben nicht die Songs, die man immer hört. Wir möchten zeigen, dass es mehr gibt als die „Evergreens“. Es werden tolle Duette dabei sein, die vielleicht so nie besetzt würden, weil der Rollentyp eigentlich ein ganz anderer ist. Und ich gebe den Darstellerinnen und Darstellern auch die Freiheit zu entscheiden, worauf sie mal Lust haben, was sie gerne singen würden. Dann wirkt das Ganze schon viel frischer. Einfach, weil sich jeder mal ausleben kann. Darum ist auch das Programm in Abstimmung mit der Cast entstanden. So können wir der Gala eine ganz eigene Note geben – und das finde ich sehr wichtig.
Welche Songs stehen denn auf der Setlist?
Das Programm ist bunt gemischt. Es gibt Songs auf Englisch und auch auf Deutsch. Zwar haben wir in Deutschland keinen Broadway wie in New York oder ein Westend wie in London. Aber viele Sachen, die wir in Deutschland spielen – wie zum Beispiel Tanz der Vampire – sind den Vergleich wert und darum auch Teil der Gala. Den roten Faden der Gala bilden Lieder aus den Jahren 1920 bis 2020. Wir machen Station am Broadway, im Westend und in Deutschland. Es wird Klassiker aus Cabaret geben. Es wird etwas aus Kinky Boots zu hören sein. Aus Tina. Aus Funny Girl. Oder auch aus König der Löwen. Wir versuchen an einem Abend eine möglichst große Bandbreite zu bieten.
Eine Musical-Gala in Zeiten zu planen, in denen es – gerade auch für Theater – immer wieder deutliche Einschränkungen gibt, ist mit vielen Herausforderungen verbunden. Welche müsst ihr noch meistern, bis sich der Vorhang zur Gala heben kann?
Aktuell müssen nur noch Kleinigkeiten organisiert werden. Alle Anträge sind durch. Die Gala ist geplant. Die größte Herausforderung aktuell sind die Proben. Die sollen in den ersten Februarwochen stattfinden – und noch kann keiner sagen, wie die laufen sollen. Uns ist ganz klar, dass wir uns an die dann geltenden Regeln halten werden und danach arbeiten müssen. Und natürlich wird alles coronakonform inszeniert. Wir haben uns fest vorgenommen: Wir ziehen das durch. Es sei denn, es sagt jemand: Ihr dürft nicht. Und sollten auch im Februar keine kulturellen Veranstaltungen stattfinden dürfen – dann gibt es einen neuen Termin. Denn wir wollen das wirklich machen. Wir möchten die Musical-Gala in Gießen langfristig etablieren und zu einem kleinen Highlight im Eventkalender machen.
2020 war ein herausforderndes Jahr. Was wünscht du dir für 2021?
Mein Wunsch ist, dass alles stattfinden darf, was man plant. Dass wir in unserem Beruf in eine Art Normalität zurückkehren können. Dass meine Engagements stattfinden. Und dass sich die ganze Branche auch wieder von den Folgen der Pandemie erholen kann. Und natürlich wünsche ich mir, dass alle gesund bleiben. Das ist das Wichtigste. Es sind jetzt harte Zeiten. Jeder hat daran zu knabbern. Aber ich finde, man muss optimistisch bleiben, um seine Zukunft besser gestalten zu können.