Aladdin: Farbenpracht aus 1001 Nacht

Aladdin und die Wunderlampe: Was als Märchen aus 1001 Nacht schon Generationen verzauberte, war in den neunziger Jahren die Vorlage für ein erfolgreiches Disney-Kinomärchen, das wiederum 2014 am Broadway zum ersten Mal als Musical lebendig wurde. Drei Jahre lang erzählte die deutschsprachige Version in Hamburg die Geschichte vom Straßenjungen Aladdin, der sein Glück sucht und einen Flaschengeist sowie die Liebe einer Prinzessin findet. Jetzt bringt das farbenfrohe Bühnenwerk den Zauber des Orients in die Schwabenmetropole: Am 21. März feierte Aladdin Premiere im Stage Apollo Theater Stuttgart.

Fantastische Bilder. Fantasievolle Kostüme

Die Magie des Abends versprüht dabei nicht die romantische, aber doch auch sehr vorhersehbare Liebesgeschichte zwischen Aladdin und Jasmin, die – angereichert mit zwei recht eindimensional gezeichnetet Bösewichten und manchem Klamauk – solide unterhält.  Und es sind auch nicht die Kompositionen von Alan Menken, die dieses Disney-Bühnenwerk ausmachen. Auch wenn die Songs, von der mitreißenden Revuenummer bis hin zur gefühlvollen Ballade, viel Abwechslung fürs Ohr bieten. Es sind die fantasievollen Bilder und fantastischen Kostüme, die mit viel Liebe zum Detail die Welt von Aladdin und Prinzessin Jasmin zum Leben erwecken und das Publikum verzaubern (Fotos: Stage Entertainment).

Das ausgetüftelte, von moderner Technik unterstützte Bühnenbild (Bob Crowley) erschafft eine farbenprächtige Welt aus 1001 Nacht – vom bunten Markt von Agrabah über den ornamentverzierten Palast bis hin zur goldglänzenden, randvoll mit Schätzen gefüllten Wunderhöhle. Und wenn Aladdin mit seiner Prinzessin auf dem fliegenden Teppich vor einer (LED-)Lichterkulisse und Riesenvollmond über die Bühne schwebt, ist das zwar auch ein wenig kitschig, aber zugleich im wahrsten Sinne zauberhaft. Wirkliche Hingucker sind zudem die rund 350 glitzernden, reich verzierten Kostüme, die in den zahlreichen, schön choreographierten Tanzsszenen wirkungsvoll inszeniert werden. Besonders gut gelingt das in der rasanten Nummer „So ´nen Kumpel hattest du noch nie“  – samt Stepptanzeinlage und jeder Menge Goldglanz sicherlich ein Höhepunkt der Show.

Dschinni lässt keine Wünsche offen

Das ist nicht zuletzt Maximilian Mann zu verdanken, der als Dschinni auch darstellerisch keine Wünsche offen lässt: Mit Glatze und Ohrring wirbelt und tanzt er ganz der charmante Flaschengeist über die Bühne, interagiert mit dem Publikum, redet wie ein Wasserfall, witzelt ständig und schwäbelt auch mal zwischendurch. Scheinbar mühelos singt er sich im Rekordtempo durch Song-Zitate aus anderen Disney-Filmen, „zaubert“, was das Zeug hält und zündet neben dem Gag- auch so manchens Pyrofeuerwerk. Gleichzeitig schafft er es, die ernste, verletztliche Seite des Dschinnis, seine Hoffnung auf Freiheit und Selbstbestimmung zu vermitteln.

Begeistertes Premierenpublikum

Die Suche nach Freiheit verbindet auch Aladdin und Jasmin. Beide fühlen sich in ihrer Welt – so unterschiedlich diese auch sein mag – gefangen bis sie, nach manchem Umweg, zueinander finden. Philipp Büttner spielt das sympathische Schlitzohr, das nicht nur seine große Liebe, sondern auch sich selbst findet, sehr souverän und weiß gesanglich auf ganzer Linie zu überzeugen. Das Zusammenspiel mit Nienke Latten, die Jasmin als selbstbewusste, abenteuerlustige Prinzessin mit modernen Weltbild gibt, ist fabelhaft. Und auch die übrigen Rollen sind durchgängig gut besetzt. Claus Dam ist ein weiser, charmanter Sultan, der sich von seiner Tochter dennoch konsequent um den Finger wickeln lässt. Paolo Binaca ist als Dschafar ein fieser, vom Machtwunsch zerfressener Bösewicht, Eric Minsk sein schräg-schriller Sidekick Jago. Nicolas Boris Christahl, Rafael van der Maarel und Robin Cadet bringen als Aladdins beste Freunde Schwung und viel Witz in die zum Teil doch etwas langatmige Geschichte, die 2,5 Stunden lang (inklusive Pause) insbesondere ein farbenprächtiges Fest für die Augen bietet, von dem sich das Premierenpublikum begeistert in die ferne Welt aus 1001 Nacht entführen ließ.