Schriller Spaß: Rocky Horror Show in Wuppertal

Wenn Reis und Konfetti durch den Saal fliegen, wenn es im Theater regnet, wenn Klopapierrollen geworfen werden und zwischen den Sitzreihen der „Time Warp“ mitgetanzt wird – dann kann auf der Bühne eigentlich nur ein Stück gespielt werden: die Rocky Horror Show. Zurzeit ist das Kult-Musical im Wuppertaler Opernhaus zu sehen und bietet dabei noch viel mehr als einen schrillen Spaß für eingefleischte Fans und einen schrägen Theaterabend für manch überraschten Abonnenten: Die Wuppertaler Inszenierung – eine Übernahme aus dem Saarländischen Staatstheater Saarbrücken – rockt. Mit einem tollen Ensemble, überzeugenden Regieeinfällen und einem ausgefallenen Bühnenbild.

Schräges Treiben im Kirchenschiff

Alles beginnt in einer Kirche. Es ist die Hochzeit von Betty Munroe und Ralf Hapshatt, nach der Brad Majors (Dustin Smailes) seiner Freundin Janet Weiss (Johanna Spatzl) selbst einen Heiratsantrag macht. Gemeinsam möchten sie die gute Nachricht ihrem Freund Dr. Scott überbringen. Doch auf dem Weg dorthin kommen sie in der verregneten Nacht von der Straße ab. Sie landen im Nirgendwo. Aber nicht – wie in anderen Inszenierungen oft üblich – vor den Türen eines Schlosses. Sondern eben auch: in einer Kirche.

Rocky Horror Show mit Musical-Knigge

Das Kirchenschiff mit Hochaltar, Empore, Beichtstuhl und Sarg ist die Kulisse, in der sich das schräge Treiben rund um Frank´n´Furter, Riff Raff & Rocky abspielt. Mittendrin: der zurückhaltende Brad, die brave Jane – und das Publikum. Wie es sich für eine Rocky Horror Show gehört, werden die Zuschauer auch in Wuppertal mit einbezogen und einer „Rocky-Fan-Tüte“ ausgestattet. Der Inhalt: Reis, Konfetti, Wasserpistole, Bierdeckel mit Toastaufdruck, Klopapier, Knicklicht und Zeitung. Nicht zu vergessen: Ein Musical-Knigge zur Rocky Horror Show. So wird auch jedem klar, wann welcher Inhalt durch den Zuschauerraum fliegen sollte, bei welchem Lied die Zeitung Schutz vor dem Wasserpistolen-Regen bietet oder wann etwas wirklich „Boring“ ist.

Boring? Garantiert nicht!

Ist es aber eigentlich gar nicht. Denn das Geschehen auf der Bühne (Fotos © Jens Großmann) macht einfach Spaß. Die rockigen Songs, die absurde Handlung und die Darsteller reißen mit. Allen voran Andreas Wolfram als Frank´n´Furter, der den „Sweet Transvestite“ mit viel Charisma ausstattet, lasziv über die Bühne stöckelt und eindrucksvoll singt. Dustin Smailes ist als Brad zunächst überkorrekt und zurückhaltend, Johanna Spatzl als Janet brav und bieder. Unter dem Einfluss von Frank´n´Furter und seinem Gefolge verändern sie sich zusehends – eine Wandlung, die beide Darsteller überzeugend umsetzen. Auch Christian Schöne (Rocky), Kerstin Brix (Magenta), Mariyama Ebel und Ebby Eberling (Eddie) und das ganze Ensemble sind sichtlich mit viel Spaß dabei – und den haben auch die Zuschauer.
Vor allem, beim „Time Warp“, der bei der Zugabe noch zwei Mal extra getanzt wird. Und selbst dann, als der zweite Akt aufgrund eines Mikros, das ausgetauscht werden muss, später beginnt und mit Klorollenweitwurf zwischen Rang und Parkett überbrückt wird. Ein gewöhnlicher Musicalbesuch ist die Rocky Horror Show auf jeden Fall nicht. Aber das soll sie ja auch gar nicht sein.
Die nächsten Vorstellungen am 11. und 20. Juni 2017 sind bereits ausverkauft. Aber es gibt eine Zusatzvorstellung am 21. Juni um 19.30 Uhr. Und weitere Infos dazu gibt es hier.