Flashdance feiert Tourneestart in Hamburg

Flashdance. Mit seinen Ohrwurm-Hits wie „What a feeling“ und den mittlerweile legendären Tanzszenen wurde der Kinofilm aus dem Jahr 1983 Kult. Wer den Film kennt, weiß aber auch: Die Geschichte von der jungen Alex Owens, die tagsüber im Stahlwerk schuftet, abends in zwielichtigen Bars tanzt und von einem Stipendium an der renommierten Shipley Tanzakedemie träumt, ist eher flach als tiefgründig. Das ist auch bei der Bühnenadaption nicht anders, die 2008 erstmals in England gezeigt wurde und jetzt in einer überarbeiteten und modernisierten Inszenierung im Hamburger Mehr Theater Premiere feierte. Stattdessen punktet die Tourneeproduktion mit technisch aufwendigem Bühnenbild und Lichtdesign und einem Ensemble, das Alex Owens Weg von der Stahlfabrik zum Stipendium begeisternd erzählt.

Klischeebehaftete Story

Allen voran Nadja Scheiwiller: Die Schweizer Musicaldarstellerin sprang bei der Premiere und den ersten Hamburger Spielterminen für die verletzte Erstbesetzung Hannah Leser ein.  Voller Power und Spielfreude schmeißt sie sich in die Rolle der toughen Alex Owens. Sie tanzt energiegeladen und ausdrucksstark und versteht es darstellerisch, die selbstbewusste, harte Seite der Stahlarbeiterin ebenso authentisch zu zeigen, wie deren weichen Kern, ihre Unsicherheit und Verletzlichkeit. Alex´ Boss und späteren Liebhaber Nick Hurley bringt Sasha di Capri gesanglich stark auf die Bühne. Optisch entspricht er zwar nicht dem gängigen Bild eines privilegierten, versnobten Unternehmer-Sprößlings, den er zudem auch wenig überheblich gibt. Aber vielleicht tut gerade dieser Bruch der mit vielen Klischees und schablonenartigen Figuren behafteten Geschichte gut.

Überzeugende Darstellung

Schließlich gibt es da ja noch die leichtgläubige, blonde Gloria (mit warmer, wandelbarer Stimme: Ann Sophie Dürmeyer), den leidlich komischen Möchtegern-Comedian Jimmy (anders als seine Rolle mit dem richtigen Gespür für Timing: Konstantin Busack), den in Pelzmantel und Anzug im Leo-Look gekleideten, zwielichtigen Clubbesitzer CC (charismatisch und mit starker Bühnenpräsenz: Michael Sattler) oder die alternde Tanzlehrerin und Alex´ Mentorin Hannah. Gespielt von Gitte Hænning ist diese Rolle ein Gewinn für die Inszenierung. Mit ihrer natürlichen, trockenen, leicht lakonischen und humorvollen Darstellung hat die dänische Sängerin und Schauspielerin das Publikum bei jedem ihrer Auftritte ganz auf ihrer Seite.

Ideenreiche Szenenbilder

Während der Sound im Mehr Theater alles andere als optimal rüberkommt, können Bühnenbild (Andreas Bini) und Lichttechnik (Palle Pallé) überzeugen. Das mehrstöckige Stahlgerüst mit Brücke ist wandelbar, Projektionen machen schnelle, fließende Ortswechsel möglich: von dem in ein orange-rotes Flammenmeer getauchten Stahlwerk über die heruntergekommene Bar hin zur elegant-kühlen Shipley Akademie. Auf diese Weise entstehen einige ideenreiche, wirkungsvolle Szenenbilder (Fotos: 2Entertain). Doch auch diese können nicht von den Längen des Stücks ablenken. Spätestens aber, wenn Alex Owens die Jury der Tanzakademie zum oscarprämierten Song „What  a feeling“ durcheinanderwirbelt und ihrem Traum einen ganzen Schritt näher kommt, sind aber auch diese vergessen. Der Funke springt über und das Publikum feiert das große Happy End mit langem Applaus und Standing Ovations.

Flashdance ist noch bis zum 10. Oktober in Hamburg zu sehen. Weitere Tourneestationen sind Düsseldorf, Salzburg, Bremen, Frankfurt und Wien. Weitere Infos gibt es hier.