Im Gespräch mit Lina Gerlitz: „Es ist wichtig, realistisch an den Beruf heranzugehen“

Aus dem Düsseldorfer Stadtmuseum klingt Klaviermusik. Gesang setzt ein, bricht ab und beginnt nach einer kurzen Zeit der Stille wieder von vorn. Der Ibach-Saal ist zurzeit Proberaum der zweiten von UPTEMPO e.V. initiierten Musical Academy.

Elf talentierte Absolventinnen und Absolventen ausgewählter Musikhochschulen in Deutschland, Österreich und den Niederlanden arbeiten im Rahmen dieser Sommerakademie mit renommierten Theaterprofis und Dozenten wie Stefan Huber und Pia Douwes zusammen. Gemeinsam proben sie für die abschließende „Show der Rising Stars“ am 22. September im Capitol Theater Düsseldorf.

Dann wird auch Lina Gerlitz (Foto: © Jule Gerlitz) mit auf der Bühne stehen: Die 23-jährige Absolventin der Folkwang Universität der Künste war bereits in der Tryout-Produktion „Goethe“ sowie als Kate in der „Titanic“-Inszenierung der Bad Hersfelder Festspiele zu sehen. In einer Probenpause der Musical Academy hat die Nachwuchskünstlerin mit Theaterliebe.com über die Musical Academy und ihren Start ins Musicalbusiness gesprochen.

Was ist für Sie das Besondere der Musical Academy?
Wir lernen Kollegen kennen und können uns austauschen. Es ist ein toller Rahmen, um bisherige Erfahrungen und auch Ängste oder Wünsche zu teilen. Wir stehen alle ja am Anfang unserer Laufbahn. Gleichzeitig ist es eine besondere Möglichkeit, um mit sehr renommierten Leuten zu arbeiten. Wir lernen hier sehr viel von- und miteinander.

Wie empfinden Sie die Zusammenarbeit mit bekannten Größen der Branche wie Pia Douwes?
Natürlich ist das schön und auch aufregend. Ich finde es dabei aber wichtig, keine zu große Distanz aufzubauen. Nur dann kommt man ja erst zu einem wirklichen Miteinander. Ich versuche, offen zu sein und das mitzunehmen, was mich selbst inspiriert und begeistert. Hilfreich ist dabei, dass man sich nicht in einer Audition oder in einer Prüfungssituation begegnet, sondern unbefangen miteinander arbeiten kann und sich ganz anders kennenlernt.

War Musicaldarstellerin schon früh ihr Berufswunsch?
Ich wollte immer Musik machen und auf der Bühne stehen. Am Anfang war Popstar mein Traumberuf – ganz klassisch (lacht). Und dann habe ich die Liebe zum Tanzen und Schauspiel entdeckt.

Sie haben in Essen an der Folkwang Universität der Künste im Studiengang Musical Gesang, Tanz und Schauspiel studiert. Was haben Sie darüber hinaus noch aus dem Studium mitgenommen?

Sehr viel. Die Folkwang ist eine Uni, die einen sehr selbstständig und gut vorbereitet in den Berufsalltag entlässt. Natürlich hört man nie auf zu lernen. Man steht ja nach dem Abschluss – also eigentlich am Ende eines Weges – direkt wieder am Anfang des nächsten Weges. Neu und unerfahren. Aber ich denke schon, dass die Uni einen sehr gut auf diesen Wechsel vorbereitet.

Mittlerweile haben Sie die ersten Schritte im Berufsleben gemacht. Ist es so wie Sie erwartet haben?
Tatsächlich habe ich versucht, nicht so viele Erwartungen zu haben. Ich denke, es ist gut, realistisch an diesen Beruf heranzugehen, der ja auch sehr unsicher ist. Man muss sich immer wieder vorstellen, beweisen, und auf Auditions gehen. Natürlich hat man da auch Zweifel, ob alles klappt. Aber letztendlich schmeißt man sich da einfach so rein. Man springt ins kalte Wasser – und macht die ersten Erfahrungen.

Und wie waren die bisher?
Sehr gut. Es war ein sehr schöner Start. Ich war diesen Sommer bei den Bad Hersfelder Festspielen und habe in „Titanic“ gespielt. Das war eine ganz tolle Arbeit, sehr inspirierend. Davor war ich in Heilbronn am Theater. „Zwei hoffnungslos verdorbene Schurken“ haben wir da gezeigt. Es ist ein eher unbekanntes Stück, das mir auch sehr viel Spaß gemacht hat. Und meine erste große Rolle, die mir sehr viel bedeutet hat, war Lotte in der Tryout-Produktion von „Goethe“.

Wie gehen Sie mit dem Druck um, mit vielen talentierten Menschen um wenige Rollen zu konkurrieren?
Ich glaube, es ist ganz wichtig – und das ist ein langer Lernprozess – herauszufinden, was einen selber als Darsteller aus- und einzigartig macht. Darüber hinaus kann man nur versuchen, zu überzeugen. Manchmal klappt es und manchmal nicht.

Haben Sie eine Rolle, die Sie unbedingt einmal spielen möchten?
Aktuell würde ich tatsächlich sehr gerne mal die Ulla aus „The Producers“ spielen. Das ist ein unglaublich gutes Stück. Am Samstag in der Show werde ich auch ein Lied daraus singen. Ansonsten lege ich mich nicht so auf Traumrollen fest. Ich glaube, dass diese „Wunschrollen“ oft auch von Lebenssituationen und Erfahrungen abhängig sind – und es kommen ja auch immer wieder neue Stücke mit neuen, besonderen Rollen dazu.

Sie komponieren auch selbst. Möchten Sie das weiterverfolgen?
Ja, auf jeden Fall. Ich komme von der Musik. Das wird immer ein Teil von mir sein – auch mit eigenen Songs.

In welchem Stück werden Sie in Zukunft auf der Bühne stehen?
Ab Oktober bin ich Stuttgart bei der HAIR-Produktion an den Schauspielbühnen dabei. Da haben wir am 7. Dezember Premiere und spielen bis Mitte Januar. Das ist mein nächstes Projekt, auf das ich mich sehr freue.

Tickets zur Abschlussshow der Musical Academy gibt es hier: www.capitol-theater.de

UPTEMPO e.V.
UPTEMPO e.V. mit Sitz in Düsseldorf verfolgt als einzige gemeinnützige Institution in Deutschland das Ziel, die künstlerische Entwicklung des hochbegabten Musical-Nachwuchses nachhaltig zu fördern. Alle fünf staatlichen Musical-Hochschulen in Deutschland und Österreich vereinen zu diesem Zweck ihr Know-how. Renommierte Theater-Profis sind ebenfalls Teil des kreativen Netzwerks. Sie bringen ihre Expertise ein und sind als Dozenten und Ratgeber professionelle Ansprechpartner für die Nachwuchskünstler. Weitere Infos: www.up-tempo.de