Grease: Tourproduktion mit Schwächen

1996 rockte Grease das erste Mal das Capitol Theater. Zwei Jahre lang war das Musical von Jim Jacobs und Warren Casey in Düsseldorf zu sehen. Jetzt brachte die aktuelle Tourproduktion die Fifties zurück in das frühere Straßenbahn-Depot – mit fetzigem Rock´n´Roll, viel Spaß – und einigen Schwächen.

Zwischen Pyjama-Party und Prom Night

Die Geschichte ist schnell erzählt. Es ist Sommer 1959: Sandy, schüchternes Mädchen aus gutem Hause, verliebt sich in den Sommerferien in den gut aussehenden Danny. Doch mit dem Sommer endet auch die Urlaubsliebe. Eigentlich. Denn beide begegnen sich auf der Rydell High School wieder. Doch das Wiedersehen läuft anders als erwartet. Danny gibt den coolen Macho und weist Sandy ab. Diese ist verletzt und versucht ohne Danny Fuß an der neuen Schule zu fassen. Zwischen Pyjama-Parties, Prom Night, Diner und Autokino begegnen sich die beiden aber immer wieder und Danny erkennt: „You´re the one that I want.“

Petticoats und Pomade

Die – zugegebenermaßen – oberflächliche Story bildet den Rahmen für eine Reise in die Zeit des Rock´n´Roll, der Pomade-Tollen und Petticoats. Diese Zeit lässt die Inszenierung mit authentischen Kostümen und mitreißenden, schwungvollen Choreographien wieder lebendig werden. Das Bühnenbild ist dabei, auch für eine Tourproduktion, recht einfach gehalten und wird von Videoprojektionen auf einer großen Leinwand ergänzt. Das funktioniert in einigen Szenen sehr gut, zum Beispiel in der Schlussszene, die – anders als in der bekannten Verfilmung mit John Travolte und Olivia Newton-John – nicht auf einem Jahrmarkt, sondern in einem Diner spielt. Hier fügt sich der große Neon-Schriftzug Burger Palace mit Bar und Hockern im Fifties-Style zu einer stimmigen Szenerie zusammen. Andere Einspieler flimmern hingegen weniger wirkungsvoll und stellenweise ohne direkten Bezug zum Geschehen über die Videoleinwand.

Fehlende Bühnenpräsenz

Als Sandy und Danny stehen Veronika Riedl und Alexander Jahnke (Foto: Marcel Kohnen) auf der Bühne. Die junge Absolventin des Wiener Konservatoriums gefällt in der Rolle der schüchternen, „zugeknöpften“ Musterschülerin, die sich zur selbstbewussten, sexy jungen Frau entwickelt – eine sehr klischeehafte Wandlung, die aber der Story geschuldet ist. Der durch Deutschland sucht den Superstar bekannt gewordene Alexander Jahnke wird den Anforderungen einer Hauptrolle insbesondere schauspielerisch nicht gerecht: Ihm fehlt die nötige Bühnenpräsenz und seine Darstellung des Danny wirkt – gerade in den Szenen als Macho und Mädchenschwarm – zu schablonenhaft und aufgesetzt. Besser gelingen ihm da die leisen, unsicheren und ehrlichen Momente seiner Rolle. Aus dem spielfreudigen und motivierten Ensemble stechen insbesondere Alexander Sasanowitsch (Kenickie), Marc Chardon als stimmgewaltiger Teen Angel/Vince Fontaine, Tim Hunziker (Doody) mit seinem Solo „Those Magic Changes“ und Dimitri Vassiliadis als Roger heraus, der mit Ruth Lauer (Jan) ein süßes und überzeugend schüchternes Paar abgibt.

Fetzige Rocksongs und schöne Balladen

Das Musical Grease lebt vor allem von der Musik. Die Live-Band bringt die Hits wie „Summer Nights“, „You´re the one that I want“, „Greased Lightnin´“ oder „Hopelessly devoted to you“ schwungvoll und energiegeladen rüber. Die fetzigen Rocksongs und schönen Balladen gehen ins Ohr und stellenweise auch in die Beine. Das Publikum jedenfalls steht beim Schlussapplaus und feiert eine Inszenierung, die trotz mancher Schwächen auch für gute Laune sorgt.

Die Tourneeproduktion ist noch bis zum 1. April in Düsseldorf. Weitere Stationen sind unter anderem Nürnberg, Stuttgart, Aachen und Berlin. Weitere Infos gibt es hier.