Sabrina Weckerlin: Ausnahmekonzerte in einer Ausnahmesituation

Abstandsregeln, Masken und – nicht zu vergessen – jede Menge Desinfektionsspray. Natürlich waren auch die Rahmenbedingungen der Surprise Konzerte von Sabrina Weckerlin in der Agentur Shanti angesichts der Corona-Pandemie besonders. Geschadet haben sie Atmosphäre und Stimmung aber keineswegs: Das Publikum erlebte Mitte September in Köln Ausnahmekonzerte in einer Ausnahmesituation – und eine Künstlerin, die mit ihrer großartigen Stimme und ihrem offenen, sympathischen Auftreten zu begeistern wusste.

Konzertreihe im „Keller von Köln-Nippes“

Drei Konzerte und ein Fan-Workshop an drei Tagen. Es war ein straffes Programm, das Sabrina Weckerlin in der Agentur Shanti absolvierte, um der enormen Nachfrage ihrer Fans irgendwie entsprechen zu können. 27 Zuschauer waren jeweils erlaubt, die Karten für das erste Konzert waren in Sekundenschnelle ausverkauft. Also folgten Matinée und abendliches Zusatzkonzert im „Keller von Köln-Nippes“, wie Agentur-Inhaber Ratan Jhaveri den Veranstaltungsort liebevoll nannte. Er begleitete die Musical-Darstellerin am Klavier durch die kleine Konzertreihe, die es unter normalen Umständen in dieser Form wohl nicht gegeben hätte. Denn während Sabrina Weckerlin sonst Theater- und Konzertsäle mit hunderten und auch tausenden Zuschauern füllt, sang sie bei ihren Surprise Konzert eben vor nur sechs Stuhlreihen mit wenigen Plätzen – ganz nah, ohne Band, ohne Mikro. „Jetzt kann ich beim Singen mal all eure Gesichter sehen“, sagte sie und war selbst von der besonderen Konzertatmosphäre berührt: „Das ist so intensiv und so schön.“

Persönliche Erinnerungen, emotionale Songs

Vor allem aber waren die Konzerte eines: sehr persönlich. Das zeigte sich in dem intimen Rahmen und auch in den vielen kleinen Anekdoten, die Sabrina Weckerlin zwischen den Songs erzählte: Da waren die Einblicken hinter Kulissen und in Produktionen. Die Erinnerungen an Proben und Auftritte. Die Schilderungen besonderer Begegnungen oder auch persönlicher und beruflicher Herausforderungen. Sie vermittelten den Zuhörern das Gefühl, die Darstellerin mit jedem Stück ein bisschen besser kennenzulernen. Und sie gaben den einzelnen Songs gleichzeitig eine neue, eben private Note: mal nachdenklich, mal emotional und auch mal lustig. Zum Beispiel dann, wenn Sabrina Weckerlin die Frozen-Ballade „Lass jetzt los“ mit den Choreographien ihrer kleinen Neffen einleitete.

 

Leuchtende Lichttüten und Zuschaueraugen

Zu hören gab es neben „Klassikern“ wie „Einsames Gewand“ (Die Päpstin) oder „Dir gehört mein Herz“ (Tarzan) aus dem breit gefächerten Repertoire der Musicaldarstellerin  auch so manches Stück, das Sabrina Weckerlin schon lange nicht mehr oder selten auf einer Bühne präsentiert hat: „Son of a Preacher´s Man“ zum Beispiel. Und – „seit 15 Jahren das erste Mal wieder“ –  das Solo „Gott lächelt uns zu“ aus dem Musical „Die drei Musketiere“, bei dem die gebürtige Furtwangerin ihre erste große Hauptrolle spielte. Oder „Ich bin es nicht“ aus „Wicked“, das im kommenden Jahr mit einer Neu-Inszenierung Premiere in Hamburg feiern soll. Besonderer Höhepunkt war ihre gefühlvolle Interpretation von „She used to be mine“ aus „Waitress“, einem Stück, das es – bisher – noch nicht in Deutschland zu sehen gab. Und als die Sängerin jeden im Publikum zum Intro von „Blind vom Licht der Kerzen“ eine signierte Lichttüte überreichte und im dann stimmungsvoll beleuchteten Kölner „Keller“ das Solo aus „Marie Antoinette“ sang, leuchteten auch die Augen der Zuschauer – bei manchen vor Begeisterung, bei anderen vor Rührung.

Besondere Formate für besondere Zeiten

„Das bin ich“ aus „Die Päpstin“ beendete das rund zweistündige Programm, das mit der anspruchsvollen Songauswahl und dem Pensum von drei Konzerten in kürzester Zeit sicherlich gesanglicher Hochleistungssport war. Gespürt hat man davon auch beim letzten Zusatzkonzert nichts. Stattdessen verabschiedete Sabrina Weckerlin ihre begeisterten Zuschauer mit einer eindringlich-berührenden Version von Leonard Cohen´s „Hallelujah“, begleitet vom leisem Summen aus dem Publikum – gedämpft, hinter Masken verborgen. Die Rahmenbedinungen eben. Sie sind in der heutigen Zeit besonders. Aber die Formate und Konzerte, die dennoch ihren Weg auf die Bühne finden, sind es auch. Die Surprise Konzerte von Sabrina Weckerlin waren dafür der beste Beweis.